Roland Halbe, Stuttgart

Stadtmuseum im Wilhelmspalais Stuttgart

Konrad-Adenauer-Straße 1, 70182 Stuttgart

Roland Halbe, Stuttgart

Stadtmuseum im Wilhelmspalais Stuttgart

Projekt
Stadtmuseum im Wilhelmspalais Stuttgart
Architekt
Lederer Ragnarsdóttir Oei
Bauherr
Landeshauptstadt Stuttgart, vertreten durch Referat T, Hochbauamt 65

Um 1840 von Giovanni Salucci als königlicher Wohnsitz errichtet, besetzte das Gebäude einen wichtigen Dreh- und Angelpunkt im Koordinatensystem der Stuttgarter Innenstadt. Einerseits folgte der T-förmig organisierte Bau mit seiner breit gelagerten Hauptfassade dem Verlauf der Hauptstätter
Straße, zum anderen nahm er mit seinem breiten und tiefen Mittelbau die zwischen Altem und Neuem Schloss hindurchführende Planie auf und verlängert diese in Richtung Uhlandstraße. Beide Achsenbezüge kulminierten im Inneren des Gebäudes in der zentralen Eingangshalle. Als das Gebäude nach schweren Kriegsschäden in den 1960er-Jahren wieder aufgebaut wurde, verunklärte der Architekt Wilhelm Tiedje die monarchisch geprägten, axialen Bezüge des Baus im Innenraum bewusst durch eine zentral eingestellte Treppenanlage. Mit dem nun erfolgten Umbau der Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei wurde der ursprüngliche Baugedanke Saluccis wieder hergestellt und neu erlebbar gemacht. Alle Spuren von Tiedjes Eingriffen wurden ohne Skrupel beseitigt. Wie im 19. Jahrhundert führen nun wieder zwei symmetrisch angeordnete Treppenaufgänge in die oberen Geschosse. Die dadurch freigeräumte, zentrale Eingangshalle wird als festliches Entree reaktiviert und nimmt sowohl den Kassenbereich des Stadtmuseums als auch ein Café auf. Garderoben und WCs fanden auf einer neu eingezogenen Galerieebene Platz. Das erste Obergeschoss wird als
Dauerausstellungsfläche genutzt. Im Dachraum entstand ein großzügiger Oberlichtsaal, der für Wechselausstellungen zur Verfügung steht. Anders als bei der grundlegenden Raumdisposition vermieden die Architekten beim Innenausbau konsequent jede Form der Rekonstruktion. Zugleich
verzichteten sie durch moderne Holzvertäfelungen auf die heute übliche Minimalform des „white cubes“. Auch wenn der radikale Umgang mit dem Nachkriegsbestand wenigstens fraglich ist, so entstand im Inneren doch ein funktional und gestalterisch überzeugender Museumsbau von gediegener
Qualität.