Marcus Bredt

Dachaufstockung Wassertorstraße – Publikumspreis 3. Rang

Wassertorstr. 12-13, 10969 Berlin

Marcus Bredt

Dachaufstockung Wassertorstraße – Publikumspreis 3. Rang

Projekt
Dachaufstockung Wassertorstraße
Architekt
buchner + wienke architekten mit mt Architekturbüro Martina Trixner
Bauherr
GbR Bauherrengemeinschaft Wassertorstraße

Bei der Suche nach einem Baugrund mit innerstädtischer Lage wurde durch die Baugemeinschaft der Fokus bewusst auf Orte mit verdeckten Potenzialen außerhalb der begehrten Altbauquartiere gelegt. Letztendlich wurde ein unausgebautes Dach auf einem Wohnhaus der 60er Jahre gefunden, dessen Fassaden 2014 energetisch ertüchtigt worden sind. Das Grundstück befindet sich in einem Gebiet sogenannter Flächensanierung der 70er Jahre. Die unmittelbare Umgebung wird dominiert von Wohnungsbauten mit Gebäudehöhen weit oberhalb der Berliner Traufe. Der Charme des vorletzten Jahrhunderts ist hier nicht zu entdecken.
Die Bauherren waren sich einig, dass die städtebaulichen Strukturen eigene Qualitäten aufweisen. Licht, Luft und Sonne waren das Leitmotiv der modernen Architektur. Diese Qualitäten zusammen mit der urbanen Schroffheit des Ortes und der im Inneren des Wohnblocks üppigen Vegetation mit großem Baumbestand hat die Baugemeinschaft überzeugt, den richtigen Ort gefunden zu haben.

Kostengünstiges und ressourcenschonendes Bauen:
Die Auswahl eines Objektes in einer für den Markt als nicht attraktiv bewertete Lage führte zu einer Kostenersparnis beim Erwerb des Baugrunds. Die Holzbauweise ermöglichte die Vorfertigung des Rohbaus und eine Montage mit kurzer Bauzeit. Die Struktur des Tragwerks baut auf ein regelmäßiges Raster auf, Bauteile mit identischen Abmessungen konnten verwendet werden. Stützen, Träger, Decken-, Wandflächen mit Oberflächen in Industriequalität wurden mit einer Paneellauge endbehandelt. In allen Räumen außer den Bädern wurde der Zementestrich als geglätteter Sichtestrich hergestellt, Oberflächen wurden nur versiegelt. Angesichts der räumlichen Qualitäten mit eingehängten Galerien, großflächigen Verglasungen und den Dachterrassen konnte anspruchsvoller Wohnraum zu günstigen Kosten errichtet werden.

Effiziente Raum- und Flächennutzung:
Durch kompakte Grundrissorganisation, den Einbau von eingehängten Galerien oder Schiebetüren gelingt die sparsame Zonierung der Nutzungsbereiche. Abgestufte Raumhöhen in Teilbereichen der Wohnungen ermöglichen trotz der städtebaulichen Begrenzungen wie zulässige Gebäudehöhen und Einhaltung von Abstandsflächen zusätzlich nutzbare Emporen sowie Zugang zu Terrassen in der Ebene des Daches. Die Flächen können jeweils variabel genutzt, miteinander verbunden oder getrennt werden. Auf wenig Grundfläche sind so großzügige Räume mit unterschiedlichen Raumhöhen entstanden. Durch die natürliche Belichtung aus unterschiedlichen Richtungen mit stetem Bezug zum Außenraum sind spannende innenräumliche Bezüge entstanden.

Harmonisierung:
Die Dachaufstockung fügt sich in Bezug auf die Gebäudehöhen zur benachbarten Bebauungsstruktur des Wohnblocks unaufdringlich und zurückhaltend ein. Sowohl Material- als auch Farbauswahl ist abgestimmt auf den Bestand und hat zurückhaltenden Charakter. Die Terrassenzugänge sind als Dachaufbauten dominierend und hofseitig wahrnehmbar, sie fügen sich in die umgebende Bebauung ebenso harmonisch ein. Dennoch hat die Dachaufstockung eine eigenständige moderne und schlichte Gestaltung und wird als neu hinzugefügtes Element wahrgenommen.

Energetischer Standard:
Die Gebäudehülle wurde sehr gut wärmegedämmt und die großflächigen Verglasungen garantieren einen hohen Anteil an solaren Gewinnen, so dass der gesamte Wärmebedarf für die 5 neuen Wohnungen mit einer Mikro-Kraftwärmekopplungsanlage auf Stirlingbasis erzeugt werden kann. Der bei der Wärmeerzeugung entstehende Strom wird gezählt und in das Stromnetz eingespeist.

Zukunftsorientierte / nachhaltige Bauweise:
Als Nachverdichtung in Form der Aufstockung eines bestehenden Gebäudes wird Wohnraum ohne Inanspruchnahme neuer Bodenflächen geschaffen.

Gleichzeitig trägt das Projekt zur Aufwertung des Quartiers und zur Entlastung des angespannten Wohnungsmarktes bei. Die tragende Rohbaukonstruktion und Hülle der Aufstockung wurde durch den nachwachsenden Rohstoff Holz in Holzbauweise mit Brettschichtholz- und Massivholzelementen, sowie Holzständerwänden errichtet. Stützen, Träger, sowie Decken- und Wandflächen wurden im Innenraum sichtbar gelassen und nur mit einer weißlichen Paneellauge als UV Schutz lasiert. Der Versicht auf Bodenbeläge oberhalb des Estrichs in den Wohnräumen spart weitere Ressourcen ein.