©hehnpohl architektur bda

Haus am Buddenturm, Münster

Buddenstraße 10 , 48143 Münster

©hehnpohl architektur bda

Haus am Buddenturm, Münster

Preisträger Architekturpreis Münster - Münsterland 2020 Auszeichnungen
Projekt
Haus am Buddenturm, Münster
Architekt
hehnpohl architektur bda
Bauherr
Dr. Dominik Verhülsdonk

Die drei Geschosse des giebelständigen Hauses in der Buddenstraße in der Münsteraner Kernstadt sind durch einen einfachen Schachzug der Architekten unmittelbar ablesbar: Die Außenwand jeder Etage nimmt eine der am Ort relevanten Fluchtlinien auf. Das Erdgeschoss steht in der genauen Verlängerung der südlich angrenzenden Nachbarbebauung, der erste Stock nimmt die eigentliche Grundstücksgrenze auf, der zweite Stock samt Giebel schließlich schreibt die Außenkante der nördlich anschließenden Häuser fort. Diese drei Grundrisslinien treffen sich in der nördlichsten Gebäudekante der straßenseitigen Fassade, die nur durch zwei Fensteröffnungen durchbrochen wird.

Wo der skulpturale Bau außen mit seiner Backsteinfassade klar dem westfälischen Geist des Ortes verpflichtet ist, überrascht das Innere durch teils rohen Beton. Innenwände, Brüstungen und Treppenläufe sind durchweg aus Beton gefertigt. Immer wieder stößt diese materielle und formale Härte auf die Wärme des Holzes der Sitzgelegenheiten, Bodenbeläge und Einbaumöbel, die an verschiedenen Stellen des Hauses für räumliche Verschränkungen zwischen Wand, Boden und Decke sorgen.

Hinter der straßenbegleitenden und mit unregelmäßigen bronzefarbenen Metalllamellen bekleideten Öffnung verbergen sich Haupteingang und Parkgarage. Zu einem kleinen Innenhof orientiert wird das Haus von einem Arbeitsbereich abgeschlossen. Der erste Stock ist die Hauptwohnebene, in der – bei offenem Grundriss – eine einzelne Stufe die Zonierung zwischen Wohnbereich mit Kamin auf der einen und Wohnküche mit Essplatz auf der anderen Seite schafft. Von den privaten Wohn- und Schlafräumen des zweiten Stockwerks führt eine kleine Spindeltreppe in einen separaten Gästebereich. Immer wieder wird der Blick dabei in Richtung der straßenabgewandten Gebäudeseite gelenkt, die sich großzügig gen Universitätskirche öffnet. Dem gegenüber sind die beiden Öffnungen zur Straße gezielt punktuell gesetzt, rahmen das historische Gegenüber und geben – dank asymmetrischem Einschnitt in die Fassade – den Blick frei in Richtung des namens-gebenden Buddenturms.

Ebenso überraschend wie überzeugend ist der Umgang mit Tageslicht im Inneren dieser Architektur. Sowohl entlang der südlichen Betonwand der Treppe fällt es durch ein, ins Dach eingelassenes Oberlicht ins Innere, als auch an der gegenüberliegenden Wohnzimmerwand. Ein Künstler schuf hier aus brettgeschaltem, schwarzem Stampfbeton eine Art zeitgenössisches und materialgerechtes Wandrelief, das durch die Lichtinszenierung in einen feinen Kontrast mit dem glatten Beton vis-à-vis tritt.

So erscheint das Wohnhaus, das das Team von hehnpohl architektur bda für einen privaten Bauherrn realisierte, wie ein Kontinuum von Räumen, das nach und nach aus einem betonierten Massiv geschlagen und schlussendlich in ein dem Ort angemessenem Kleid aus Backstein gehüllt wurde.